Kommunikationsdefizite in der täglichen Arbeit auf der onkologischen Station
In dem Bereich Ethik in der Onkologie gibt es große Diskrepanzen in der Definition und Ausgestaltung zwischen den Beteiligen, insbesondere Patienten, Pflegepersonal und Ärzten. Die Arbeitsgruppe Gieseler/ Birninger bietet für das Pflegepersonal Unterrichtseinheiten für das Pflegepersonal, in denen auf diese Defizite eingegangen wird. Zusätzlich erfolgen Evaluationen bei Ärzten und Patienten zu der Frage, wie der aktuelle Zustand der Kommunikation eingeschätzt wird und welche Verbesserungsvorschläge gemacht werden. Ziel ist eine Verbesserung der Kommunikationsqualität für alle Beteiligten. In das Projekt sind auch Medizinstudenten mit einbezogen.
Bisherige Publikationen:
Kommunikation zwischen Pflegepersonal und onkologischen Patienten: Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität - eine unizentrische Studie
Birninger N, Gieseler F
Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck
Hintergrund:
Die angemessene Kommunikation mit Tumorpatienten ist ein Schlüsselfaktor für die Qualität der Versorgung. Bei der Umsetzung im Alltag ergibt sich für Pflegepersonal und Ärzte häufig eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die Verdichtung der Arbeitssituation bei gleichbleibend hohem eigenen Anspruch und dem der Patienten wird häufig als ethisches Problem geschildert. Insbesondere im Pflegebereich gibt wenig es wenig Studie, die es ermöglichen würden, durch gezielte Ausbildung und Organisation diese Situation zu verbessern. Dies ist aber dringend nötig um die Qualität der Versorgung zu gewährleisten und die Arbeitsbelastung zu verringern. Wir stellen hier erste Ergebnisse einer Studie im UKSH Campus Lübeck vor.
Resultate:
Im Rahmen der Ausbildung zu onkologischen Fachpersonal wurden 15 Teilnehmer/innen zur Kommunikation im Dreieck Arzt-Patient-Pflege befragt und um eine Einschätzung der "Ist-Situation" und Angabe einer "Wunsch-Situation" gebeten. Ist: Pflege/Patient 70%, Arzt/Pflege 55%, Arzt/Patient 56%. Soll: Pflege/Patient 89%, Arzt/Pflege 96%, Arzt/Patient 94%.
Schlussfolgerung:
Als erschreckend niedrig wurde von der Pflege die Arzt/Patient- und die Arzt/Pflege-Kommunikation eingeschätzt. Das Pflegepersonal empfindet sich häufig als Mittler zwischen Arzt und Patient - eine Rolle, der sie in der aktuellen Arbeitssituation nicht gerecht werden kann. Das Ziel der noch laufenden Studie ist eine Verbesserung und Abstimmung der Aus- und Weiterbildung für Ärzte und Pflegepersonal, sodann eine Umsetzung und Integration der Erkenntnisse in den täglichen Arbeitsablauf. Dies soll zur Verbesserung der Versorgungsqualität und Verringerung der ethischen Arbeitsbelastung führen.
Deutscher Krebskongress, Berlin 2014, als Präsentation akzeptiert
- Forschung
- Ambulante Versorgungsforschung
- Früherkennung
- Geriatrische Versorgungsforschung
- Gesundheit in Lübeck
- Gesundheitsethik
- Priorisierung in der medizinischen Versorgung
- Ethik in den Biowissenschaften
- Ethik in der Onkologie
- Kommunikationsdefizite in der täglichen Arbeit auf der onkologischen Station
- Existenzielle Kommunikation
- Zur Abwägung von Nutzen- und Schadenpotenzialen von Forschungsvorhaben an und mit Menschen - Aktualisierung und Vertiefung der Empfehlungen zur Antragstellung und Begutachtung klinischer Studien bei bzw. durch Ethik-Kommissionen (AVEEK)
- Gesundheitsförderung
- Hausärztliche Versorgung
- Methoden der Versorgungsforschung
- Onkologische Versorgungsforschung
- Pflegeforschung
- Rehabilitative Versorgungsforschung
- Projektgruppe CED (MERCED-Studienbeschreibung)
- Schmerzforschung
- Suchtforschung
- Versorgung chronisch-somatischer Erkrankungen u.a. MERCED-Studie
- Unfallforschung
- Versorgungsforschung in der Kinder- und Jugendmedizin